Als wir anfingen, mit Stoff zu wickeln, stand für uns erst einmal fest, dass wir Wolle meiden würden. Das hat sich ja mittlerweile zum Glück geändert, denn Wolle ist insgesamt in den letzten vier Jahren ein Teil unseres (naja gut, wohl eher meines) Lebens geworden. Gestrickt habe ich in meiner frühesten Jugend schon. Dann kam die obligatorische Pause (wie uncool), und mit der ersten Schwangerschaft ein Flashback. Eine stoffwindeltaugliche Hose habe ich ja damals bereits vorgestellt. Ich hatte auch eine Wollüberhose gestrickt, als ich testen wollte, wie gut diese als Nachtwindelüberhose taugt. Sie war gelinde gesagt die beste von allen 🙂 Leider habe ich das Ganze nur schlecht dokumentiert, so dass ich nicht darüber geschrieben habe.
Nun, mit der zweiten Schwangerschaft habe ich jetzt eine neue Überhose gestrickt. Dieses Mal als Tageswindel, das heißt, ich habe den Faden nur einfach statt doppelt genommen. Das Strickmuster entstammt der Ottobre. Es gibt aber auch zahlreiche Anleitungen auf Wollwindelchen.de.
Mit dem 100g-Strang Fettwolle und 4er-Nadeln habe ich für die kleine Größe (0-8 Monate) ca. 50g verbraucht. Leider kann ich hier keine genauen Angaben machen, da ich die Maschenzahlen aufgrund der Wolle und verwendeten Nadeln erheblich ändern musste, um auf die Größe zu kommen. Ich weiß noch, dass ich für die Große mit 100g nur sehr knapp hingekommen bin. Beinbündchen waren kaum vorhanden. Von daher würde ich ab einer Größe von ca. 80cm für eine doppelt gestrickte Überhose mit 150g rechnen. Die Windel sollte locker gestrickt werden, damit sie noch gut verdichten kann. Fettwolle, oder auch Lanolinwolle, ist in Schäfereien (Finkhof), Wollläden (Wollhandwerk), bei Stoffwindelherstellern (Storchenkinder), aber auch Stoffwindelhändlern (1bis3.de und Blumenkinder.eu) erhältlich. Ein besonders schöner Nebeneffekt beim Stricken: Die Hände werden wunderbar zart durch das enthaltene Lanolin! Natürlich kann man auch normale Schurwolle verwenden. Hier ist es nur wichtig darauf zu achten, dass diese nicht Superwash ausgerüstet ist (z.B. von Blumenkinder.eu). Dann ist die Wolle nämlich für ein leichteres Waschen mit einer Kunstharzschicht überzogen und lässt sich folglich als Wollüberhose schlecht fetten.
Hier seht ihr den Entstehungsprozess der Überhose:
Die Wollüberhose muss nur alle paar Wochen gefettet werden. Die Überhose unserer Großen haben wir das erste Mal nach acht Wochen gefettet! Wenn sie undicht wird oder verdreckt ist, sollte sie mit einem Wollwaschmittel gewaschen werden. Unsere Waschmaschine hat hierfür ein Wollwaschprogramm. Anschließend kann sie zum Beispiel nach folgender Anleitung von Billes Naturwaren (hu-da) gefettet werden. Das Lanolinfett ist bei den meisten Stoffwindelhändlern, aber auch in der Apotheke unter dem Namen „adeps lanae anhydricus“ erhältlich – möglicherweise sagt man auch Wollwachs dazu. Das Fett selbst hat eine satte honiggelbe Farbe. Die angerührte Lösung hat eine weißmilchige Farbe. Wem das Anrühren zu kompliziert ist, der kann auch bereits fertig angemischte Wollkuren von Ulrich, Sonett oder Wolwikkel verwenden. Die Anleitungen zum Fetten stehen dann jeweils auf der Packung.
Kostenmäßig ist die Selfmade-Überhose wahrscheinlich eine der günstigsten – wenn man mal die Arbeitszeit von ca. 2-4 Stunden abrechnet. Je nach Größe und Fadenverwendung beträgt der Materialaufwand zwischen 4 und 11 Euro.