Eine weit verbreitete Annahme zu Stoffwindeln ist, dass die Bewegung des Kindes durch die Stoffmenge eingeschränkt ist. Es ist schon richtig: Bei einem Säugling, welches im Begriff ist, sich zu drehen, führt die leichte Erhöhung des Hinterns und die Spreizung der Beine eventuell zu Verzögerungen von wenigen Wochen. Dies kann man beobachten, wenn das Kind sich ohne Windel vielleicht schon drehen kann, mit aber noch nicht. Ich finde, das kann man mitnichten Entwicklungsverzögerung nennen, ist das Kind doch windellos dazu motorisch in der Lage. Die Verzögerung ist meines Erachtens damit begründet, dass das Kind einen höheren muskulären Aufwand betreiben muss, um die Drehung zu vollziehen. Das erfordert sicherlich mehr „Training“ und dauert entsprechend länger. Aber ein Nebeneffekt ist auch eine stärkere Muskulatur. Das Gleiche gilt für das beginnende Krabbeln und Laufen – so meine Annahme. Dass sich diese bei meinem Kind bestätigt hat, zeige ich euch mal anhand dieser Bilder:
Im ersten Bild ist meine Tochter ungefähr 10 Monate alt. Mit 14 Monaten konnte sie laufen, aber auf die Fensterbank ist sie auch vorher schon (über eine Sessellehne) alleine gekommen. Im zweiten Bild ist sie 2,5 Jahre alt. Die Kletterwand hat sie binnen kürzester Zeit ohne fremde Hilfe erklommen. Ich hatte nie das Gefühl, dass Stoffwindeln für ihre motorischen Fähigkeiten irgendwie hinderlich sind. Vielmehr denke ich, dass die Windel dafür völlig unerheblich ist. Da halte ich es eher mit Remo Largo (Babyjahre), der da sagt, dass jedes Kind seine eigene innere Uhr hat, was das angeht.
Also, wollen wir mal konsequent sein. Von vielen Müttern habe ich erfahren, dass sie durch das Thema Stoffwindeln ihr eigenes regelmäßig wiederkommendes Wegwerfverhalten überdacht haben, und so zu einer völlig neuen Welt der Monatshygiene gekommen sind. Über Stoffbinden habe ich ja bereits ansatzweise berichtet. Heute will ich einmal über Menstruationstassen schreiben.
Wasndas? Ist es das, was ich mir gerade vorstelle? Igitt.
Nun, bei mir selbst war es so, dass ich das Thema bereits lange vor der Geburt unserer Tochter angegangen bin, als ich dieses ewig wiederkehrende Benutzen und Wegschmeißen total satt hatte. Tampons sind sicherlich eine gute Erfindung, aber dennoch fügt frau sich den damit einhergehenden Unannehmlichkeiten, als wäre das ein Übel, das man in Kauf nehmen muss. Ist im Grunde nicht anders als mit WWW. Damals also habe ich das Internet angeschmissen (mit einer Kurbel, haha) und tatsächlich Informationen über diese so genannte Menstruationstasse gefunden. Was IST das denn nun?
Mal ganz kurz. So sieht das aus:
Und das Prinzip ist denkbar einfach. Man faltet die flexible Öffnung (im Bild der untere wulstige Rand) zusammen, schiebt das Ding rein, und lässt los. Dabei entfaltet es sich quasi von selbst und schmiegt sich der Scheidenwand direkt unter dem Muttermund an. In dem Moment – wenn alles passt – spürt man tatsächlich nichts. Die Funktionalität ist logisch. Die Tasse fängt die Regelblutung auf. Wenn sie voll ist, holt man die Tasse wieder heraus, entleert die Tasse, spült sie aus und fügt sie wieder ein.
Damals war ich von dem Gedanken, kein Wegwerfprodukt mehr verwenden zu müssen, dessen Rückholbändchen mich tierisch nervte, und welches natürlich genau dann nicht vorrätig war, wenn ich es gerade unbedingt brauchte, total begeistert. Ich musste es in der Apotheke bestellen, weil ich sonst nicht wusste, woher ich es kriegen sollte 😉 Heute ist es zum Glück anders.
Was soll ich sagen? Ich war von Anfang an begeistert. Denn die Menstasse ist nicht nur sehr bequem zu tragen, es gibt sie auch in verschiedenen Größen und Formen, genau wie frau es braucht. Und sie fasst meines Erachtens mehr als große Tampongrößen – für den Fall, dass dies benötigt wird. Ein nicht unerheblicher Vorteil ist auch, dass sie nicht sämtliche Schleimhäute trockenlegt und auch nicht das Risiko des toxischen Schocksyndroms birgt.
Seitdem ich sie nutze, muss ich unterwegs nicht daran denken, Nachschub mitzunehmen. Zu Hause ist das Leeren sicherlich einfacher, weil ich die Tasse zwischendurch in Ruhe ausspülen kann. Unterwegs reicht meines Erachtens ein schnelles Leeren und Wiedereinfügen, denn der einzige bakterielle Risikofaktor ist die Hand – nicht die Tasse. Wenn man also vorher die Hände gründlich wäscht, was ja auch bei anderen innerkörperlichen Hygieneartikeln ein absolutes Muss ist, kann nichts passieren. Da die Tasse meist aus medizinischem Silikon oder thermoplastischem Elastomer ist, ist sie absolut hygienisch. Sie lässt sich zwischen den Tagen auch auskochen.
Was soll ich noch erzählen? Ich habe mir nach fünf Jahren eine neue Tasse gegönnt, eine MeLuna, wie sie im Bild abgebildet ist (allerdings mit einer Kugel statt Ring). Und ich meine, sie kostet keine 15€. Da gebe ich für Tampons in dem Zeitraum wesentlich mehr Geld aus… Die Menstasse ist also nicht nur gut für die Umwelt, sie schont auch den Geldbeutel. Huch, noch eine Parallele zur Stoffwindel!
Und nicht zuletzt ist es auch so, dass ich meinen Körper dadurch noch ein Stück besser kennengelernt habe. Find ich auch nicht ganz unerheblich.
Wer den Versuch mit der Tasse mal wagen will, kann sich ja bei Blumenkinder,Stoffwindeldesign oder 1bis3 umschauen und sich auch dort beraten lassen. Es gibt eine Vielzahl an Modellen und Formen, die wahrscheinlich auf jeden weiblichen Körper abgestimmt werden können.
Als unsere Tochter kam, haben wir ja die ersten vier Wochen abgewartet, bis sie halbwegs in die mitwachsenden GroVias reinpasste. Im Rückblick hätte ich viel lieber Neugeborenenwindeln in den ersten Wochen verwendet. Warum, das zeige ich euch im Video. Dort vergleiche ich eine TotsBots Teenyfit mit einer TotsBots Easyfit, um zu verdeutlichen, warum es Sinn macht, diese spezielle Größe für Säuglinge zu benutzen.
Als ich im September bei Stephanie von der Windelmanufaktur zu Besuch war, hatten wir uns ja wie berichtet über die verschiedensten Windelmodelle ausgetauscht. Eine Windel, mit der ich schon immer mal geliebäugelt hatte, war die Ecobubs Wool Pocket. Wenn ihr euch die Fotos anschaut, dann wisst ihr auch warum. Diese Mehrgrößenwindel ist nicht nur schön; sie fasst sich auch sehr gut an.
Ich denke, es wurde eigentlich mit dieser Windel versucht, die Vorteile von Wolle zu nutzen. Dabei sollte sie trotzdem pflegeleicht bleiben. Nun, waschen lässt sie sich, und fetten muss man sie auch nicht. Das hat also funktioniert. Aber die eigentlichen Vorteile von Wolle, als natürliche Faser ca. 1/3 ihres Eigengewichts an Flüssigkeit aufzunehmen und sich trotzdem nicht feucht anzufühlen, können damit einfach nicht genutzt werden. Denn: Die Ecobubs ist zum einen aus einem Wollgemisch, und zum anderen innen mit PUL beschichtet.
Darüber hinaus hatten die Macher vielleicht bei der Entwicklung der Windel die Befürchtung, dass es Kinder gibt, die empfindlich auf Wolle reagieren könnten. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass sie sie innen mit Mikrofaser-Fleece ausgekleidet haben.
Auch die Pocketeinlage, die mit zwei Knöpfen größenverstellbar ist, ist aus Mikrofaser.
Sie wird, im Gegensatz zu viele anderen Pockets vorn eingelegt. Dort kann man an der Taschenöffnung sehen, dass mittig das Fleece etwas hochgenäht wurde, damit die Außenschicht keine Nässe zieht. Dies sieht im ungetragenen Zustand etwas komisch aus, ist aber getragen nicht sichtbar.
Hinten hat die Ecobubs das gleiche weiche Bündchen wie an den Beinen.
Ich habe die Windel während des Aufenthalts in Dresden nur ein Mal probieren können, und da hat sie prima gesessen und gehalten. Alles top! Sie sieht superschick aus, und das Material macht sie zu etwas ganz besonderem im Vergleich zu anderen PUL-beschichteten Windeln oder Woll-Überhosen. Wer sich damit aber eine andere Funktionalität wünscht, ist damit falsch beraten.
Erhältlich war sie mal bei AnGeD.de. Ob sie wieder reinkommt, kann ich nicht sagen. Im amerikanischen Raum kostet sie ca. 28$. Bewerten kann ich sie nicht, da ich sie dafür einfach zu wenig getestet habe. Aber die Bilder sagen ja schon einiges, oder?
Also. Wickeln mit Mullwindeln war ja kein Thema für uns. Da Sören den größeren Wickelanteil hatte, durfte er natürlich auch entscheiden, was ins Haus kommt. Anfangs jedenfalls. Dann geriet das Ganze etwas außer Kontrolle 😉 Aber mit seinen Origami-untauglichen Händen stand das Windelfalten einfach nicht zur Debatte. Mit der Erfahrung kommt freilich auch der Mut. Aber wir haben nie den Draht zum Falten gefunden. Das macht es für mich noch spannender, herauszufinden, ob ich das eigentlich auch kann. Ich habe hier mal ein Video gemacht, in dem ich den Drachen falte. Das ist schätze ich mal neben dem Falten zu einem rechteckigen Steg die einfachste Methode. Also, klar, da kann man bestimmt noch einiges besser machen. Und den Praxistest habe ich jetzt auch nicht gemacht. Aber vielleicht hilft’s ja trotzdem jemanden.
Warum Mullwindeln Sinn machen? Gerade am Anfang, wo man erfahrungsgemäß mehr wickelt als sonst, ist eine Anschaffung von modernen Stoffwindeln recht teuer. Wenn man wirklich sparen will, geht kein Weg an Mull vorbei. Noch dazu sind sie die schnellsttrocknenden Windeln überhaupt, gleichzeitig auch sehr pflegeleicht und hautfreundlich sowieso.
Am saugstärksten sind doppelt gewebte, ungebleichte Windeln. Die sehen zwar nicht ganz so schön aus wie die gebleichten, aber das kann man ja mit einer hübschen Überhose wett machen.