Kategorie-Archiv: Rund um die Stoffwindel

Windelwäsche: Bambusviskose im Fokus

Die meisten Fragen, die ich letzten Sommer erhalten habe, galten dem Waschen. Es ist ein sehr verunsichernder Aspekt beim Stoffwickeln. Insbesondere Windelhersteller und folglich auch -händler weisen aus Garantiegründen sehr penibel darauf hin, worauf zu achten ist. Man hat ja auch keine Lust, seine (teuer) erstandenen Windeln gleich mit den ersten Rundläufen in der Waschmaschine zu zerschroten.

Ich will gar nicht so viel Redundantes erzählen, denn Stephanie hat zum Beispiel eine ganze Serie über das Waschen am Start. Ich wollte mich mit diesem Beitrag gern auf das Waschen von Bambusviskose-Windeln konzentrieren, weil hier oft ganz explizit darauf hingewiesen wird, keine enzymhaltigen Waschmittel zu benutzen. Ich muss gestehen, ich bin eine Chemie-Null. Ich habe diese Aussage immer einfach hingenommen, weil ich keine Lust hatte, mich tiefergehend damit zu beschäftigen. Aber da dazu sehr viel Unsicherheit herrscht, habe ich mich auf den Hosenboden gesetzt und eine Runde gebüffelt. Man möge bei etwaigen Ungenauigkeiten bitte ein Auge zudrücken. Ich bin auch nur Wikipedia-Jünger.

Was ist Bambusviskose?

(Viskose, Quelle: http://commons.wikimedia.org/ wiki/File:Rayon_closeup_1.jpg)

Bambusviskose ist eine künstlich hergestellte Faser aus natürlichen Rohstoffen. So könnte man es umschreiben. Im Gegensatz zu Baumwolle oder Hanf handelt es sich hier also nicht um eine Naturfaser! Ganz grob umschrieben wird ein Zellstoff (in diesem Fall aus Bambus) in einer chemischen Lösung aufgeweicht und verflüssigt, um ihn durch Spinndüsen zu drücken und entsprechend spinnbar zu machen. Dass der Einsatz von giftigen Chemikalien hier nicht ganz unstrittig ist, lasse ich erst einmal außen vor. Mir ist es erst einmal wichtig zu verstehen, dass Bambusviskose im Prinzip Cellulose, also Zellstoff, ist. Aber… genau, Baumwolle besteht ebenfalls aus Cellulose. Bambusviskose hat also relativ ähnliche Eigenschaften wie Baumwolle. Es ist auf jeden Fall glatter. Das erkennt man daran, dass Bambusviskose einen etwas seidigen Glanz hat.

Wer ist der natürliche Feind der Cellulose?

„Cellulose ist der Hauptbestandteil von pflanzlichen Zellwänden“ sagt Wikipedia. Cellulose ist wasserunlöslich. Klar. Sonst hätte so mancher Grünstängel ein Problem. Allerdings wachsen Pflanzen auch gerne mal. Wäre Cellulose absolut stabil und unumstößlich, hätte die Pflanze ebenfalls ein Problem. Deswegen enthält sie so genannte Cellulase, die in der Lage ist, Cellulose abzubauen. Cellulase ist also der Gegenspieler von Cellulose. Ein Enzym.

Was macht Cellulase im Waschmittel?

Da fragt man sich jetzt, wenn sogar Baumwolle aus Cellulose besteht, warum enthalten viele Waschmittel dann dieses Enzym? Soll sich etwa die ganze Wäsche in der Waschmaschine auflösen? Nun. Durch diese aufspaltenden Fähigkeiten kann Cellulase eine Baumwollfaser „glätten“. Sie rasiert ihr quasi die rauhen Stellen ab. Das macht Baumwolle zum einen geschmeidiger, zum anderen „frischt“ es die Farbe wieder auf, sofern die Faser durchgefärbt ist. Deswegen ist Cellulase oft in Colorwaschmittel zu finden.

Was passiert, wenn Bambusviskose mit Cellulase-haltigem Waschmittel gewaschen wird?

Nun, hier kann ich nur noch Vermutungen anstellen. Wenn Cellulase Cellulose aufspalten kann, und Bambusviskose von der Fasereigenschaft her bereits glatter ist als Baumwolle, dann wird die Faser mehr angegriffen als es einem vielleicht lieb ist. Man könnte nun sagen, aber ich habe doch auch sonst Kleidung aus Viskose. Da passiert gar nichts. Stimmt nicht so ganz. Ich kann jedenfalls beobachten, dass sich meine Viskoseshirts mit den Jahren mehr oder weniger in Luft auflösen bzw. aufgelöst haben (ich wasche ja nicht mehr Cellulose-haltig). Es dauert halt viel länger, weil normale Kleidung erheblich seltener gewaschen wird als Stoffwindeln.

Ist es schlimm, wenn ich einmal das falsche Waschmittel genommen habe?

Diese Frage wird oft gestellt. Ich behaupte mal: Nein. Cellulase ist kein Monsterrasenmäher. Es wird bei einem Mal Waschen nicht so viel passieren, es sei denn, die Windeln wurden vielleicht die Nacht vorher schon in einer konzentrierten Waschmittellösung eingelegt. Man sollte mal einen Versuch starten…

Und was ist mit Gallseife?

(Gallseife, Quelle: http://commons.wikimedia.org/ wiki/File:Gallseife.jpg, Jdsteakley)

Die wird ja gerne zur Fleckenbehandlung genommen. Auch hier behaupte ich mal: eine lokale Behandlung, die kurze Zeit, vielleicht zehn Minuten, einwirkt und anschließend mit der Waschmaschine ausgespült wird, ist kein Problem. Im Prinzip hat Gallseife nichts mit Cellulose zu tun, da die darin enthaltenen Enzyme eher Fette und Eiweiße aufzuspalten vermögen.

Worauf muss ich beim Waschmittelkauf achten?

Wenn du Stoffwindeln aus Bambusviskose hast (z.B. Pop-in, hu-da, Little Lamb, TotsBots), dann schau in der Auflistung der Inhaltsstoffe auf den Begriff Cellulase. Manchmal steht da nur „Enzyme“. Handelt es sich um ein Colorwaschmittel, kann man sich relativ sicher sein, dass es aus oben genannten Gründen auch Cellulase enthält. Es gibt aber auch eine Reihe im Handel erhältlicher Waschmittel, die Cellulase-frei sind.

Quellen:

  • http://www.hauswirtschaft.info/waesche/waschmittel.php
  • http://de.wikipedia.org/wiki/Cellulose
  • http://de.wikipedia.org/wiki/Cellulase
  • http://de.wikipedia.org/wiki/Gallseife
  • http://de.wikipedia.org/wiki/Viskosefaser

Neu eingetroffen: TotsBots EasyFit BOB und Überhose Stretchy Wrap

Letzten Freitag ging eine News-Lawine über die Sozialen Netze, denn TotsBots hat eine neue EasyFit-Version sowie Überhose auf den Markt geschmissen. TotsBots gehört ja eh schon zu den erfolgreichsten Windelmarken in Europa und macht sich mit den Sonderprints gerade bei Sammlern ganz beliebt. Was mir an der letzten Version (V3) noch nicht ganz geheuer war, nämlich die Saugkraft des dünnen Minkees, ist jetzt mit einer „BOB“-Konstruktion vielversprechend gelöst worden. „BOB“ steht für „Best of Both“ und bezieht sich auf die Wahl der Materialien: Baumwoll-Viskose-Gemisch für die gut speichernde Saugkraft und Hautfreundlichkeit; Mikrofaser für die schnelle Saugkraft und Trockeneigenschaft. Die Stretchy Wrap ist superweich und dehnbar. Mit dabei: eine BOB-Saugeinlage. Die besten Stoffwindeln haben mir die beiden Modelle zum Testen zur Verfügung gestellt. Mehr dazu gibt es in ein paar Tagen.

links: Überhose Stretchy Wrap, rechts: EasyFit BOB
links: Überhose Stretchy Wrap, rechts: EasyFit BOB

Buchrezension: Ausgewickelt von Caroline Oblasser und Sigrun Eder

(Quelle: Edition Riedenburg)

Ich schrieb ja schon im Trainer-Artikel, dass der Gang zur Toilette oder zum Töpfchen immer mehr ein Thema wird. Just in dieser Zeit schrieb mich Caroline Oblasser an, ob ich nicht Lust hätte, ihr neues Buch zu rezensieren. Was für ein Timing! Das heißt, ich brauche nicht nur zu erzählen, wie ich das Buch theoretisch so finde, sondern ich kann auch tatsächlich hands-on austesten, ob es was taugt.

Also, zuerst einmal eine Klarstellung. Es ist zwar schön für mich, dass ich als Stoffwicklerin in den Genuss des Buches komme, aber mit Stoffwickeln hat es an sich nicht viel zu tun. Das Buch ist also für all jene gedacht, die bislang ihr Kind gewickelt haben, egal ob in Stoff oder Plastik und egal wie alt. Es ist ganz klar strukturiert. Vorab eine kleine historische und biologische Abhandlung und dann eine Dreiteilung in die Phasen Vorbereitung („Ja-ich-will-Phase“), Beobachtung („Entdeckerphase“), Praxis („Gewinnerphase“).

Nun, ich möchte hier jetzt keine Inhaltsanalyse hinlegen. Ich möchte euch viel lieber erzählen, wie hilfreich (oder auch nicht hilfreich) das Buch in den letzten Wochen für uns war. Dafür muss ich wohl etwas weiter ausholen. Seit mindestens einem Jahr sagt unsere Tochter (nun 34 Monate alt) schon vor dem großen Geschäft an, dass sie muss. Mit dem kleinen Geschäft ist es ungefähr seit einem Vierteljahr so. Wenn man sie aber fragte, ob sie aufs Töpfchen oder auf die Toilette will, dann sagte sie so gut wie immer „Nein, in die Windel“. Ein Töpfchen haben wir seit nunmehr anderthalb Jahren im Haus. Eine Klobrille mit Sitzverkleinerung (diese doppelten Dinger), seit ungefähr einem dreiviertel Jahr. [quote float=“left“]Du brauchst glaubwürdige Argumente, um die Aufmerksamkeit deines Kindes auf die Alternativen zum Hosenklo zu lenken.[/quote] Sie kennt alles, sie weiß, was sie damit machen soll, sie hat sich in all den Monaten gelegentlich mit und ohne Kleidung darauf gesetzt und sogar hin und wieder was (rein)gemacht. Aber so wirklichen Drive gab es da nie.

Und jetzt sage ich mal, was sich durch das Buch verändert hat. Ich habe immer gedacht, dass keinen Druck zu machen gleichzusetzen ist mit keinen Einfluss zu nehmen. Ich dachte, sie wird schon irgendwann von selbst sagen „Ich will jetzt aufs Töpfchen“. Mag sein, dass es bei anderen so funktioniert. Ich schätze, in unserem Fall würde das Töpfchen niemals entsprechend hohe Priorität erlangen. Aber Druck ausüben wollte ich auch nicht. Ich habe also angeregt durch das Buch erst einmal folgendes gemacht: Ich habe mir mit ihr gemeinsam ein neues Töpfchen ausgesucht. Einmal, weil ich das alte sowieso schrecklich zum Reinigen fand, und dann weil ich hoffte, dass dies die Aufmerksamkeit erhöht. Sie war dann auch ganz aufgeregt, als es dann kam. Hat sich gleich drauf gesetzt, für gut befunden… und dann wieder vergessen. Es brauchte also noch einen Teaser.

[quote float=“right“]Lass dir für den Einschlafpiesler eine schöne Klo- oder Töpfchen-Routine einfallen…[/quote] Dann habe ich mit einer Art Ritual angefangen. Da ihre Windeln nachts jetzt längst nicht mehr so voll sind wie früher (Höschenwindeln sind oft hinten noch trocken), dachte ich mir, setze ich mal abends an. Morgens sind wir ab und zu unter Zeitdruck, deswegen hielt ich das nicht für sinnvoll, da anzufangen. Also: abends vor dem Nachtwickeln und Zähneputzen wird sich noch mal aufs Töpfchen gesetzt. Beim ersten Mal hat sie gerne mitgemacht. Beim zweiten Mal wollte sie schon nicht mehr. Deswegen habe ich sie mit einem Buch gelockt. Sie durfte sich was aussuchen. Das wirkte. Sie saß also auf dem Töpfchen und ich davor mit dem Buch in der Hand. Bis auf einem Mal hat sie jedes Mal mindestens ein paar Tropfen reingemacht. Nun machen wir das so seit ca. zwei Wochen, und es klappt ganz gut. In der Krippe erfahre ich nun auch fast jeden Tag, dass sie dort mindestens ein Mal auf Toilette ging. Ansonsten, so zwischen Krippe und Vor-dem-Schlafen-Gehen möchte sie weder aufs Töpfchen noch auf Toilette, sondern explizit in die Windel. Das ist okay.

[quote float=“left“]Kalte Füße sorgen generell für häufigeren Harndrang, nicht nur nachts, und können gefühlt einen dauernden Pieseldrang erzeugen.[/quote] Denn andere Phasen habe ich noch nicht entdecken können, wie im Buch vorgeschlagen. Wenn sie viel getrunken hat, frage ich sie öfter einmal, aber da kommt immer entweder ein „Nein“ oder „In die Windel“. Morgens ist sie noch relativ lange weiterhin trocken. Sie ist wohl anscheinend keine „Aufwachpieslerin“. Die Kalte-Füße-These finde ich ganz interessant, kann sie allerdings weder bestätigen noch widerlegen. Sie trägt einen Schlafoverall mit offenen Beinen. Nachts hat sie oft so warme Füße, dass sie ihre Socken auszieht. Sie wäre mit dieser Kluft für den alleinigen Töpfchengang gewappnet, denn sie kann sich frei bewegen, und sie kann sich auch alleine an- und ausziehen. Aber so weit sind wir noch nicht. Was ich sonst noch beobachten konnte, ist dass sie eine „Auswärtspieslerin“ ist. Im Café oder in der Bücherei sagt sie gerne mal „Ich muss pullern“, und dann heißt es ab aufs Klo. Lustig. Zu Hause passiert das nicht.

Was hier nicht wie im Buch vorgeschlagen funktioniert, ist dass das Buchlesen bzw. -angucken tatsächlich zum Pinkeln führt. Es ist zwar eine Motivation, sich überhaupt aufs Töpfchen zu setzen, aber gemacht wird grundsätzlich erst danach. Ich muss sogar ganz explizit das Buch beiseite legen, sonst kann sie nicht in sich gehen und loslassen. Anscheinend führt Bücherlesen bei ihr nicht zur Tiefenentspannung.

[quote float=“right“]Schiebe das (…) Granulat zwischen den Fingern hin und her. Fühlt es sich rutschig an? Dann war schon ein Piesler zu Gast.[/quote] Einige Bereiche des Buchs treffen nicht auf uns zu, da wir weder mit Wegwerfwindeln wickeln noch mit dem Auto unterwegs sind. Es ist aber schon ganz kurios, über das Rutschen und Nicht-Rutschen von Superabsorber-Kügelchen zu lesen.

Ansonsten sind wir noch auf dem Weg. Aktuell freundet sie sich mit den Trainern an. Ich werde demnächst davon berichten. Unterwegs und nachts ohne Windeln ist für mich noch weit entfernt. Auch was das große Geschäft angeht, wird es wohl noch ein Weilchen dauern. Aber wer weiß? Vielleicht geht es dann doch schneller als man denkt, jetzt wo der Stein ins Rollen gebracht wurde?

Insgesamt finde ich das Buch unterhaltsam und gut strukturiert. Ich finde es sehr gut, dass nichts von Belohnungssystemen drin steht. Es geht eben im Kern darum, gemeinsam durch Beobachten und Kommunizieren herauszufinden, wie das Kind am besten den Weg zum Töpfchen oder zur Toilette finden kann. Die Tipps sind hilfreich und laden zum Ausprobieren und Reflektieren ein. Ich hätte mir insgesamt weniger dekorierende und mehr erläuternde Illustrationen gewünscht, aber das ist vielleicht auch Geschmackssache. Meine Tochter findet die vielen Herzchen und Häschen und Vögelchen toll.

Das Buch ist insbesondere für diejenigen geeignet, die sich noch nicht so viel mit dem Thema beschäftigt haben und sich vorbereiten möchten. Es ist kein erhobener Zeigefinger dabei, und man muss es auch nicht von Anfang bis Ende durchgelesen haben, damit es was taugt.

Snap statt Klett?

Klett hat viele Vorteile, insbesondere die stufenlose Einstellung und unkomplizierte Bedienung gleich einer Wegwerfwindel. Aber Klett verschleißt auch relativ schnell. Unsere Klettwindeln von GroVia ließen sich ca. 2,5 Jahre lang schließen, wurden aber leider immer schwächer. GroVia bietet sogar einen Service an, aus alten Klettwindeln eine Snapwindel zu machen. Das kostet aber natürlich. Eine günstige Alternative ist, es selbst zu tun. Dafür benötigt man lediglich eine KAM Snapzange sowie Snaps. Beides ist für den Gelegenheitsnutzer günstiger bei 1bis3.de erhältlich. In dem Video zeige ich euch, wie die Zange funktioniert und wie ich innerhalb weniger Minuten eine Klett- in eine Snapwindel umfunktioniere.

Stoffwindelrat – Wem kann man trauen?

Ich bin die Tage auf diesen Artikel von der wahrscheinlich erfolgreichsten Stoffwindelbloggerin weltweit gestoßen: Cloth Diaper Advice, Can you trust someone with something to gain? : Cloth Diaper Geek. Darin fasst sie verschiedene Typen der Stoffwindelexperten zusammen, und welche Vor- und Nachteile es jeweils bei einem Rat von ihnen gibt.

Es gibt zum einen die erfahrene Stoffwindel-Mutter, die Stoffwindel-Bloggerin, die Interessensgruppe im sozialem Netz und gewerbliche Händler/Produzenten. Insbesondere bricht sie eine Lanze für die letzte Kategorie und räumt mit dem Vorurteil auf, nur profitorientiert beraten zu wollen. Ich stimme ihr da voll und ganz zu bei dem Argument, dass es diesen Leuten ganz besonders wichtig ist, gut und professionell zu beraten, weil alles andere nur schadet. Meine Erfahrung ist, dass da eine große Portion Leidenschaft und Engagement hinter steckt. Und ich stimme ihr auch zu, dass dies oftmals ausgenutzt wird, indem man sich beraten lässt und anschließend die Ware woanders kauft. Da wird man als Gewerbliche natürlich auch hier und da vorsichtig. Ich hoffe, es wird gerade in diesem Geschäft nicht soweit kommen, dass die Leidenschaft versiegt.

[quote float=“right“]Groups can vary from helpful, friendly, and welcoming – to the ‘it’s our way or the highway‘ rules and guidelines.[/quote] Sowohl die einzelne als auch die gebündelte Form der erfahrenen Stoffwindel-Mutter im sozialem Netz birgt halt immer die Gefahr, dass es sich doch nur um individuelle Erfahrungen handelt, die da weiter getragen und als die einzig wahren angesehen werden. Ich empfinde die Schwarmintelligenz als sehr wichtig, wenn es darum geht, Wissen und Erfahrungen zusammenzutragen und zu bündeln. Was ich allerdings auch öfter erlebe, ist dass Ratschläge auch gerne mal gegeben werden, obwohl sie gar nicht auf den eigentlichen Fall zutreffen. Manchmal wird hier Quantität mit Qualität verwechselt. Hier stellt sich die Frage wirklich: Wem kann ich trauen?

Wo ich mich natürlich direkt angesprochen fühle, ist ihre Beschreibung der Bloggerin, die ja im Grunde eine Fortsetzung der erfahrenen Mutter ist. Sie steckt mitten drin in der Community und geht vielleicht auch einen Schritt weiter als nur eigene Erfahrungen niederzuschreiben. Es stimmt, ich verbringe viel Zeit mit Recherche, Lesen, Kommunizieren. Ich sauge die Erfahrungen anderer auf und versuche, sie mit meinen zu koppeln. Ich lese Studien, ja ich versuche sogar chemische Zusammenhänge zu verstehen. Ihr könnt mir glauben, im Blog steht eigentlich nur ein Bruchteil von dem, was ich eigentlich schreiben wöllte!

[quote float=“left“]Anyone can start a blog.[/quote]

Julie kritisiert die Beliebigkeit und pocht darauf, die Texte kritisch zu lesen und auch mal zu schauen, wer dahinter steckt. Wisst ihr, wer hier hinter steckt? Das fände ich ja mal spannend zu erfahren, was ich wohl für einen Eindruck hinterlasse. Wie ich mich selbst lesen würde? Nun, es lässt sich wohl an meinem Schreibstil unschwer erkennen, dass ich eher von der akademischen Sorte bin. Wenn ich schreibe, dann mit Bedacht und selbstkritischem Lektorat. Gefühlsduseliges Muttisprech liegt mir nicht. Das mag dem einen zusprechen, dem anderen weniger. Ist okay. Vielleicht kann man das auch ein bisschen herauslesen. Den Zwiespalt zwischen sachlich-detaillierter Information und dem Wunsch, noch mehr von der menschlichen Seite zu zeigen, ohne sich vollständig im World Wide Web zu offenbaren. Ich hab’s noch nicht raus, wie ihr seht. Und doch hoffe ich, dass es genügt, um sich ein grobes Bild zu machen von der, „die dahinter steckt“.

Als ich mit dem Bloggen anfing, hatte ich im Hinterkopf die Idee, daraus vielleicht einmal einen Shop zu machen (und es soll mir mal eine Bloggerin sagen, dass sie nicht diese Idee irgendwann mal hatte…). Aber mit der Zeit ist mir dann aufgefallen, dass mir das Schreiben wahrscheinlich eher liegt als Reklamationen zu bearbeiten. Und dann braucht es hier ja sowieso genau diese von Julie beschriebenen verschiedenen Typen, um den Stoffwindelmarkt anzukurbeln. Denn es ist doch so. Stoffwindeln stecken in Deutschland wenn überhaupt noch in den Kinderschuhen (bitte nicht wörtlich nehmen). Ich möchte – genau so wie diese leidenschaftlichen und engagierten Frauen, die es uns ermöglichen, Stoffwindeln in Deutschland zu erhalten – dass die Stoffwindel salonfähig wird. Dass sie eine ernstzunehmende Alternative zur Wegwerfwindel ist. Ob damit Geld zu verdienen ist? Die Frage stelle ich mir in letzter Zeit öfter. Ich habe aber für mich entschieden, dass diese Frage nicht an erster Stelle steht. Zuerst muss mehr und richtig informiert werden. Und diese Informationen müssen verbreitet werden bzw. Vorbehalte und Vorurteile müssen aus dem Weg geschafft werden. Und deswegen blogge ich. Was noch? Wir werden sehen. Ideen habe ich viele… Jetzt habt ihr wieder ein bisschen mehr erfahren.

Das war das Wort zum Sonntag.