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Die AI3 von der Windelmanufaktur

In den Kreisen der Stoffwindelliebhaberinnen hat diese Windel ganz schön Aufsehen erregt. So ist jedenfalls mein Eindruck, weil es für mich das erste Mal ist, dass eine ambitionierte und nähbegabte Mutter eine neue Windel herausbringt. Vor meiner Wickelzeit mag dies auch für die Bendel, hu-da oder Poopsie Windeln zugetroffen haben. Aber jetzt erst mal Bühne frei für die Windelmanufaktur.

Stephanie ist Mutter dreier Kinder und hat bereits unzählige Windeln getestet. Und doch hat sie keine gefunden, die wirklich ideal für sie waren. Na gut, ein echter Stoffwindel Addict würde jetzt sagen, aber darin besteht ja der Reiz, immer auf der Suche nach der perfekten Windel zu sein 😉 Ich denke aber, dass Stephanie der Ehrgeiz gepackt hat und sie hier Nägeln mit Köpfen gemacht hat. Es hat wohl ein Jahr gedauert, bis sie zu dem Produkt gekommen ist, welches ich testen durfte. Ich sag mal vorweg: Chapeau! Bevor ich mit der Vorstellung anfange, möchte ich hier noch anmerken, dass es sich um etwas mehr handelt als um eine Produktvorstellung. Dass eine neue Windel auf den Markt kommt, und wir quasi live dabei sein dürfen, ist doch sehr aufregend für uns. Deswegen möchte ich mit diesem Artikel zwar die Windel vorstellen, aber auch in zukünftigen Beiträgen die Windelmanufaktur und möglicherweise noch weitere Entwicklungsprozesse. Denn eines sei gesagt: Bei der Windel, die ich testen durfte, hat die Entwicklung ja nicht Halt gemacht. Jede Information, die Stephanie von neuen Wicklern bekommt, ist wertvoll für die Optimierung. Und wie schön ist es da, ganz nah am Geschehen sein zu dürfen?

Ich werde die Windel nicht bewerten, da sie nicht mehr ganz aktuell ist und da ich inzwischen schon so viel mit Stephanie gefachsimpelt habe, dass ich mit Verlaub nicht mehr ganz unvoreingenommen bin. Natürlich stelle ich hier trotzdem meine Sicht der Dinge dar.

Die Windel von der Windelmanufaktur

Das Mehrgrößensystem lässt sich wohl am besten als AI3 bezeichnen. Wie die gDiaper oder kokobaby handelt es sich hier um eine dekorative Außenwindel, eine einknöpfbare Innenwindel, die wiederum beliebig saugkräftige Einlagen fasst. Ich erhielt dafür von Stephanie eine Bio-Baumwoll-Frottee. Aber ich fang mal von außen an:

Die Außenwindel ist zweilagig genäht. Außen besteht sie aus einem niedlich gepunkteten Baumwollstoff. Innen ist sie mit einem weichen Polyesterfleece ausgekleidet. Die Beinbündchen sind ähnlich wie die gDiaper und kokobaby aus einem weichen Rippstoff. Sie schmiegen sich sanft dem Beinchen an und machen keinerlei Abdrücke. Größenmäßig passt die Außenwindel ab ca. 8kg. Ein kleineres Modell gibt es auch für Babys ab ca. 5kg.

Beinbündchen
Innenseite der Außenwindel

Die Außenwindel wird mit je zwei Druckknöpfen auf einer Linie geschlossen. Dadurch sind die Flügel im Vergleich zu doppelreihigen Druckknopf-Windeln recht schmal. Am vorderen und hinteren Ende sind je zwei Druckknöpfe für die Innenwindel angebracht. Der Rückenbund ist sehr elastisch vernäht. Vorne ist die Außenwindel glatt.  Unsere Tochter trägt sie mit 12kg auf kleinster Einstellung. Sie ist aber auch ein ganz besonders schmales Modell. Die weiteste Einstellung sowie der sehr elastische Rückenbund versprechen eine hohe Flexibilität, was die Taillenweite angeht.

Druckknöpfe für die Taille und die Innenwindel
Rückenbund

Und nun zur Innenwindel. Diese besteht eigentlich aus dem Stoff, aus dem die meisten Überhosen sind – aus PUL-beschichtetem Polyester. Das heißt, dieser Teil der Windel ist derjenige, der die Nässe abhält. Die PUL-Schicht ist innen. Das besondere hier: für die Vernähung des Gummibundes an den Längsseiten entlang wird die PUL-Schicht nach außen gestülpt. No Nässebrücke garantueed! An den Ecken sind die entsprechenden Druckknöpfe angenäht, die man an die Außenwindel bringt. Eingeknöpft sieht man dann auch, dass sie genügend Tiefe bietet, um bedarfsgerecht gestopft zu werden.

PUL-Schicht auf der Innenseite der Innenwindel
Eingeknöpfte Innenwindel

Die Baumwoll-Einlage hat mein Entdeckerherz erfreut. Sie ist wie eine Brieftasche gefaltet. Mein erster Gedanke dabei war, prima, da kann man ja schön noch etwas zur Saugkraftverstärkung hineinlegen.

Baumwoll-Frottee-Einlage
Brieftaschenfaltung der Einlage

Und so sieht das dreiteilige System aus:

Außen-, Innenwindel und Einlage
Ansicht von oben
Ansicht von unten

Design

Das erste, was mir bei der Windel einfiel, war: knuffig! Und das ist ja nicht gerade das falscheste Wort für ein Produkt, das von einem Baby oder Kleinkind getragen wird. Die Windel ist einfach sehr hochwertig verarbeitet. Man hat gleich das Gefühl, dass da viel Liebe drin steckt. Die Druckknöpfe sind mit Bedacht auf doppelten Stoffschichten angebracht, damit sie hundertfaches Zerren und Ziehen aushalten. Die schmalen Flügel bewirken ein ähnliches Bild wie eine WWW. An den Außenseiten ist dadurch sehr wenig Stoff. Dies kommt einer sehr schmalen Silhouette zugute und ermöglicht große Bewegungsfreiheit. Die Innenwindel ist hier noch in einem hellen Blau gehalten. Stephanie sagte mir, dass die Innenwindeln zukünftig fleckenfreundlich braun sein würden. Das ist eine sehr gute Idee, wie ich finde. Insgesamt ist die Farbwahl sehr schön getroffen. Beinbündchen, Oberstoff, Fleecestoff und Druckknöpfe sind perfekt aufeinander abgestimmt.

Praktikabilität

Druckknöpfe erfordern einen Tick mehr Arbeit als Klett. Das ist nun mal so. Bei dieser Windel hatte ich leider das Pech, dass die Nässe vorne durchzog, als die Kleine die Windel ein wenig (na gut… einen ganzen Mittagsschlaf…) zu lang anhatte. Stephanie gab mir den Tipp, den ersten Knopf recht weit außen (den zweiten) und den zweiten dann passgenau (in unserem Fall den innersten bzw. fünften) zuzumachen. Dadurch würde zwar ein Knopf übersprungen, aber dafür rutscht der innenliegende Teil nicht hoch oder runter und überträgt dadurch auch keine Nässe nach außen. Hat man diesen Trick erstmal raus, lässt sich die Windel einfach vor- und nachbereiten. Innenwindel und Einlage eingeknöpft, ans Kind gebracht, Flügel zugeknöpft, fertig. Ist die Innenwindel nicht durchnässt, reicht es, nur die Einlage auszustauschen. Unterwegs kann man auch einfach eine zweite Innenwindel und Einlage nehmen und komplett austauschen. Für die Luxuswickler ist das Abnehmen der Windel besonders einfach. Da wäre gar nichts zu tun. Kein Wäscheklett, auf das man achten muss, und keine nassen/dreckigen Einlagen zum Rausfriemeln.

Passform

Das schöne an der Windel ist, dass im Prinzip nur die Innenwindel „passen“ muss. Und da sie ja nur den Schrittbereich bedeckt, kann man da eigentlich nicht viel falsch machen. Bei unserer Tochter allerdings gibt es schon ein paar mehr Striemen durch den PUL-Gummibund. Ich nehme an, das liegt an ihrer hohen Leibhöhe, wodurch die Innenwindel doch recht eng anliegt. Striemen sind bei ihr allerdings keine Seltenheit, von daher würde ich dies nun nicht als Schwäche ansehen. Für Menschen, die es nicht mögen, dass PUL des Babys Haut berührt, sei dies aber erwähnt. Es ist sogar möglich, falls die Innenwindel zu groß sein sollte, den Gummizug zu kürzen. Hierfür hat Stephanie am Bund die Naht an einer Stelle offen gelassen, wo man den Gummizug fassen und verknoten kann. Ich habe es mal getestet, es ist etwas friemelig, aber machbar.

Dazu, wie die Außenwindel passt, muss ich nichts schreiben. Da muss man sich nur die Aktionsfotos anschauen 😉 Diese werde ich in einem weiteren Artikel präsentieren, deshalb schicke ich mal ein Preview voran:

Saugkraft

Ich habe zum Testen nur die normale Einlage ohne Booster bekommen. Bislang hat die Einlage nicht mehr als zwei Stunden geschafft. Aber der Vorteil der Windel liegt ja in der Variabilität. Die tiefe Innenwindel erlaubt es mir, sie beliebig zu stopfen. Laut Stephanie ist sie jetzt sogar noch tiefer geschnitten. Das macht sie zu einer Tag- UND Nachtwindel. Dann ist es möglich, mehrere Einlagen miteinander zu kombinieren und je nach Bedarfslage zu nutzen. Im direkten Vergleich stinkt da die gDiaper zum Beispiel schon mal ab, da die gPouch nur begrenzt ladefähig ist (bei uns mit einer Prefold und einem Booster zum Beispiel – reicht für 3-4 Stunden).

Stephanies Booster soll der Einlage noch weitere 2-3 Stunden Saugkraft geben. Mit einer zweiten Baumwolleinlage reicht es vielleicht schon für die Nacht 🙂 Eventuell kann ich in Zukunft weiteres berichten…

Waschen und Trocknen

Die Außenwindel muss gar nicht oft gewaschen werden, denn die bekommt nur wirklich selten was ab. Wenn sie aber gewaschen wird, ist sowohl das Waschen als auch das Trocknen kein großes Problem. Durch die Baumwolle braucht sie sicherlich etwas länger als eine Mikrofaser, aber da macht ein halber oder ganzer Tag auch keinen Unterschied. Über die Innenwindel muss man glaube ich gar nicht erst reden.

Die Einlage trocknet leider nicht ganz so schnell wie die Faltkunst vermuten lässt. Gerade an den Ecken, wo sich mehrere Schichten überlagern, braucht sie am längsten – etwas länger als unsere Prefolds. Mein Tipp wäre hier, die Einlagen im wahrsten Sinne des Wortes einlagig zu verkaufen. Ich finde den Aufwand nicht so groß, eine Windel zwei Mal zu falten (z.B. wie die der Green Line Diaper), und habe dadurch lieber den Vorteil des schnellen Trocknens.

Preis

Da muss man eigentlich unterscheiden, ob man sich eine einzelne oder ein ganzes Set anschaffen will. Es handelt sich nun mal um eine handgenähte Windel, die hat ihren Preis – das von mir vorgestellte dreiteilige System kostet 42,85€. 27,95€ für die Außenwindel, 8,95€ für die Innenwindel und 5,95€ für die Einlage. Bedenkt man aber, dass die Außenwindel nur ganz selten ausgewechselt wird, und auch die Innenwindel nicht immer ausgetauscht werden muss, rechnet sich das, je mehr man mit der Windel wickelt. Ein Einsteigerset mit einer Außenwindel, 2 Innenwindeln und 3 Einlagen kostet beispielsweise nur 58,95 und ist ein äquivalent zu mindestens drei Windeln. Benutzt man zusätzlich eigene Einlagen, ist die Varietät um so größer.

Erhältlich ist die Windel nur bei Stephanie persönlich. Kontaktieren kann man sie über http://www.windelmanufaktur.de oder  ihre Facebookseite. Sie berät natürlich sehr gut und gerne und hat vielleicht auch noch weitere schöne Außenstoffmuster in petto 🙂

Gesamturteil

Insgesamt wickeln wir gerne mit der Windel von der Windelmanufaktur. Sie läuft – wenn sie entsprechend gestopft ist – nicht aus, sie ist todschick, und sie ist einfach zu bedienen. Ich bin sehr froh darüber, dass es so mutige Frauen wie Stephanie gibt, die sich mit so einem Produkt selbständig machen. Und die hohe Nachfrage gibt ihrem Weg Recht. Zu Recht.

 

Very British oder American Style?

Ich habe zwei Neuzugänge zu verbuchen:

Die Totsbots easyfit V3 (links) aus Großbritannien und die Swaddlebees OS Simplex (rechts) aus den USA! (Letztere ist gesponsort von stoffywelt.de)

Beides sind mitwachsende AIO-Windeln mit Pocketfunktion. Beide werden jeweils in ihrem Land hergestellt. Und beide gehören zu den ganz großen im globalen Stoffwindelgeschäft. Ein kleiner Kontrast also zum Beispiel zum Modell von der Windelmanufaktur. Wollen wir mal sehen, wie die so abschneiden…

Die Sache mit dem Waschen…

Wenn man jemandem vom Stoffwickeln erzählt, kommt früher oder später die Frage nach dem Waschen, meistens natürlich mit einem kritischen Unterton. Meine Top 3 der Kritikfragen sind:

  1. Ist der Energie- und Wasserbrauch nicht viel zu hoch?
  2. Ist Waschen nicht total umständlich = zeitaufwändig?
  3. Ist Waschen nicht unhygienisch?

Ich finde diese Fragen durchaus berechtigt und möchte an dieser Stelle mal meine Sichtweise erläutern.

Zu 1) Der Energie- und Wasserverbrauch

Gehen wir mal jetzt davon aus, dass wir die Windeln nur maschinell waschen und nicht trocknen. Aktuell waschen wir die Windeln unserer bald zweijährigen Tochter alle drei Tage. Im ersten Jahr haben wir die meistens bei 40 Grad mit den anderen Klamotten gewaschen. Aber seitdem der Geruch durch das Zahnen schärfer geworden ist, werden sie doch immer bei 60 Grad und dann eher mit Handtüchern etc. gewaschen. Von der Menge her entspricht das einer Oskartonne bzw. einer zu Zweidritteln gefüllte 7kg-Waschmaschine. Ich habe mal einen Online-Rechner angeschmissen. Und dabei kommt raus:

Bei einer Häufigkeit von 2 Wäschen pro Woche (60 Grad, 1 kWh Strom=0,21 €, 1 m³ Wasser+Abwasser=4,20 €, 2 Jahre alte Waschmaschine) verbrauchen wir laut Rechner pro Waschgang ca. 0,94 kWh Strom und 47,4 l Wasser bei Kosten von 0,40 €. Da wir ein wasserintensives Programm verwenden (70l), kommen wir auf 0,49 €. Auf’s Jahr gerechnet sind das 98 kWh und 7,28 m³. Das sind 20,58€ für Strom und 30,58€ für Wasser.

Wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Stromverbrauch in einem 3-Personen-Haushalt bei 4246 kWh (Quelle: musterhaushalt.de) und der Wasserverbrauch bei 139,2 m³ (Quelle: sparhaushalt.com) beträgt, macht das glaub ich einen relativ kleinen Anteil aus. Zum Vergleich: Eine einzelne 60W-Glühbirne, die täglich 2 Stunden lang an ist, verbraucht 43,8 kWh, also 9,20 € im Jahr, also bereits fast die Hälfte aller Waschgänge. Eine 9-l-Toilettenspülung, die täglich 3 Mal betätigt wird, verbraucht 9,86 m³, also 41,41 € im Jahr, also ein Drittel mehr als alle Waschgänge!

Sicherlich, würden wir bei 40 Grad waschen, sparten wir noch mehr Energie. Aber da drängt sich die dritte Frage in den Vordergrund. Dazu gleich mehr.

Zu 2) Umstand / Zeitaufwand

Ich weiß auch nicht, was die Frage soll. Ich meine, es gibt Leute, die saugen drei Mal am Tag die ganze Bude. Andere putzen zwei Mal die Woche ihre Fenster. Hier wird halt zwei Mal die Woche mehr gewaschen. Ich denke, es ist einfach eine Frage der Routine. Ich würde das jetzt nicht als Umstand bezeichnen. Klar, hier kommt oft mal der Ausruf „Schon wieder?“, wenn’s um Windeln waschen geht. Aber das ist eher spaßig gemeint. Ich mein, ich beschwer mich auch nicht, dass meine Unterwäsche ständig gewaschen werden muss 😉

Es gibt auch viele Theorien rund ums Windeln waschen. Mit oder ohne Vorwäsche? Zusätzlich Wasser hinzu kippen? Waschmittel mit oder ohne Zusätze? Ja, welches Waschmittel überhaupt? Nun ja, wir machen es so:

  • Windeln in die Waschmaschine (Ja, wirklich! So viel Aufwand muss sein.)
  • Waschmittel ins Fach (Wir benutzen selbst angerührtes nach diesem Rezept.)
  • Sauerstoffbleiche dazu
  • 60 Grad Hygieneprogramm einstellen (Tastensperre nicht vergessen!)
  • 2,5 Stunden warten
  • Windeln aufhängen

Das Hygieneprogramm unserer Waschmaschine bewirkt, dass es noch zwei weitere Spülgänge gibt. Das heißt, sowohl Urin als auch Waschmittelreste werden mehrmals ausgespült. Andere machen es mit mehr Wasser. Ich finde, eine höhere Anzahl an Spülgängen hat den gleichen Effekt.

Meiner Meinung nach reicht das selbst hergestellte Waschmittel vollkommen aus. Empfehlenswert sind aber auch ökologische Waschmittel, die auf Duftstoffe, Bleichmittel und Enzyme verzichten. Meine Windeln müssen nicht strahlend weiß werden, was es ja nur seit der Werbung eines konventionellen Waschpulvers gibt. Um das mal klar zu stellen: ein strahlendes Weiß ist eigentlich eine optische Täuschung. Der Stoff wird mit Aufhellern belegt, um sich ultraviolettes Licht zunutze zu machen. Es wird blaues Licht reflektiert, welches in Verbindung mit dem eher gelblichen erscheinenden Stoff ein strahlendes Weiß ergibt (Quelle: seilnacht.com). Optische Aufheller sind außerdem biologisch schwer abbaubar (Quelle: umweltbundesamt.de).

Darüber hinaus wird empfohlen, darauf zu achten, dass die oben genannten Inhaltsstoffe, die in der Regel in konventionellen Waschmitteln enthalten sind, nicht zur Windelwäsche verwendet werden. Einerseits, um den Stoff zu schonen, andererseits, um zu verhindern, dass mögliche Waschmittelreste in dem feuchtwarmen Milieu an die Babyhaut übertragen werden. Insbesondere Duftstoffe können Allergien auslösen. Die Verwendung von ökologischen Waschmitteln ist also nicht nur gut für die Umwelt sondern auch für die Gesundheit.

Zu 3) Hygiene

Früher hat man Windeln ausgekocht. Heute weiß man, dass das nicht nötig ist, denn die meisten Mikroorganismen, die in der Wäsche leben, sind ungefährlich. Sogar bei einer Grippe, Magen-Darm-Erkrankung oder einem Pilz reichen 60 Grad und ein Bleichmittel vollkommen aus, um die meisten Keime abzutöten. Noch besser ist es sogar, die Wäsche dem Sonnenlicht auszusetzen. Wichtig ist es jedenfalls, die Waschmaschine regelmäßig zu reinigen, weil sich dort gerade bei niedrigen Temperaturen gern was festsetzen kann (Quelle: ndr.de).

So viel also zum Waschen. Den Aspekt Umwelt habe ich im zweiten Punkt nur knapp angerissen. Sicherlich macht es hier einen erheblichen Unterschied, bei welchen Temperaturen gewaschen wird (hoher CO2-Ausstoß bei hohen Temperaturen) und welches Waschmittel verwendet wird (hohe Wasserverschmutzung bei konventionellem Waschmittel). Vielleicht gibt es dazu ja mal einen weiteren Artikel. Spannend ist das Thema auf jeden Fall.

So. Jetzt muss ich mal die Seite mit dem Kostenvergleich überarbeiten. Ich glaube, ich habe da mit anderen Zahlen gearbeitet…

Green Line Diaper in Aktion

Während die neue Windel von der Windelmanufaktur gerade leider in der Wäsche ist und wir uns heute nach einer turbulenten Nacht mit einer kleinen Fotosession belohnen wollten, habe ich kurzerhand die GLD angelegt. Wenn wir eh schon am Rezensieren sind, warum dann nicht gleich das ganze Paket fertigmachen?

Mir ist dabei aufgefallen, dass sie besser sitzt, wenn sie vorne nicht so hoch gezogen wird. Sie sitzt also sehr hüftig. Wie man auch sehen kann, sind die Kletts ein bisschen schräg nach unten festgemacht. Das bewirkt, dass der Rücken sich besser anschmiegt. Trotzdem steht er in gebückter Haltung ab. Es gab allerdings bislang noch nie einen rückseitigen Unfall. Die Kordelenden habe ich jetzt mal draußen gelassen, damit man sehen kann, wie das aussieht.

Der Striemen im Schritt stammt übrigens von der Vorgängerwindel, die ihr augenscheinlich inzwischen zu klein ist…

Green Line Diaper Überhose mit Bambusfaltwindel

Ab und zu lass ich mich dazu verleiten, eine Windel von Übersee zu bestellen. Das geht abgesehen vom CO2-Abdruck, den man durch den Versand hinterlässt, ganz gut. Denn eine einzelne Windel geht meistens noch zollfrei durch und kostet aufgrund ihres geringen Ausmaßes nicht viel mehr Porto als innerhalb Deutschlands. Diese kanadische Windel ist mir sofort wegen ihrer außergewöhnlichen Muster und des ziemlich einzigartigen Systems aufgefallen.

Es handelt sich bei Green Line Diaper um ein kleines Familienunternehmen. Das Konzept besteht darin, in regelmäßigen Abständen eine begrenzte Anzahl an Stoffmustern in Kombination mit Klettverschlüssen unterschiedlichster Farben zu präsentieren, die man dann zu einer Überhose vernäht bestellen kann. Ab einem festgelegten Zeitpunkt startet der Verkauf, es gibt einen Run auf die coolsten Muster, und dann muss man einige Wochen warten, bis die Windel fertig genäht ist.

Ich habe dieses Prozedere einmal mitgemacht, weil ich mich total in dieses Tiermuster verliebt habe. Sören, der absolute Zoofan übrigens auch 😉

Als die Windel dann endlich mal ankam, war ich über das simple Design überrascht. Legt man die Windel flach auf dem Tisch, ist sie wirklich… flach. Im Prinzip handelt es sich um zwei zugeschnittene Stoffteile, die aneinander genäht sind.

Innenseite

Außen ist es 100% Baumwolle, innen ein Material, von dem ich noch nie gehört habe: Ultrex (R). Auf http://diapersewing.blogspot.de/ habe ich folgende Info dazu gefunden:

„Ultrex® is a waterproof, windproof, durable and extremely breathable fabric system (similar to Gore-Tex). A microporous coating is applied to the underside of the fabric. It is small enough to block out wind and rain, yet large enough to permit perspiration vapor molecules to escape.“

Okay, also so etwas wie der Stoff, aus dem die meisten Windbreaker-Jacken sind. Fühlt sich an und sieht so aus wie beschichtete Baumwolle, obwohl ich denke, dass sich die Beschichtung innen befindet. Auf jeden Fall hat man den Eindruck, dass dieser Stoff atmungsaktiver ist als PUL-beschichteter.

Auf der Vorderseite ist eine durchgehende Klettleiste angenäht, an den beiden Zipfeln der Rückseite entsprechend die Gegenkletts. Es gibt keinen Gegenklett als Wäscheschutz. Der Rücken macht einen auffälligen Bogen nach oben. Warum das so ist, wird später noch erläutert.

Farblich abgestimmter Klettverschluss im Hintergrund, 100% Baumwolle im Vordergrund

Am Beinausschnitt ist ein Kordelzug eingenäht. Das Überraschende daran: Das Bändchen ist nicht elastisch! Durch eine kleine Öffnung am hinteren Beinausschnitt wird die Kordel nach außen geführt und mit einem Mini-Kordelstopper festgehalten. An der ganzen Windel ist kein elastisches Material eingenäht.

Kordelzug leicht angezogen im geöffneten Zustand
Kordelzug angezogen im geschlossenen Zustand

Und das ist auch der Clou der Windel. Man bettet die Bambus-Faltwindel in die flach gelegte Überhose, legt diese erstmal einfach an und klettet sie vorne zusammen. Dann sind die Beinausschnitte natürlich noch vollständig offen. Man nimmt das Kordelende, zieht einmal dran, damit sich der Stoff zusammenkräuselt, und zurrt das Ganze mit dem Stopper fest. Andere Seite genau so. Dann nimmt man die Rückseite und faltet den Stoff, der durch die Rückenkrümmung absteht, nach unten, so dass der Stoff am Körper anliegt. Mit dieser Technik wird die Überhose zur mitwachsenden Windel.

Faltwindel auf flachgelegter Überhose, links: nach oben gebogener Rücken
Faltwindel aus Bambus

Und das funktioniert?

Nun, ich muss gestehen, ich konnte mich bis heute nicht so recht mit diesem System anfreunden. Eigentlich sitzt alles gut. Und ausgelaufen ist bislang auch noch nichts, außer dem einem Mal, als die Windel einfach zu lange dran war. Ach, und Abdrücke gibt es eigentlich auch so gut wie keine. Aber wo ist das Problem? Nun, ich habe beim Festzurren der Kordeln immer das Gefühl, dass mir das Elastische fehlt. Ich weiß nicht, ob ich dabei etwas falsch mache, aber ich würde die Überhose zum Beispiel nicht bei Muttermilchstuhl verwenden, weil ich einfach Angst hätte, sie könnte durch Strampelbewegung nicht dicht sein. Auch den Rücken habe ich noch nie richtig angelegt bekommen, wie es die Videos zeigen. Ist bei unserer Kleinen nicht so schlimm, weil sie dort nicht dicht sein muss, aber auch hier wäre ich bei den kleinsten skeptisch. Ich bin dabei eh schon längst dazu übergegangen, den Rücken bereits vor dem Anlegen herunter zu falten, weil mir das zu umständlich ist, ihn erst danach zu falten. Vielleicht ist das der Fehler. Die Beinbündchen ziehe ich auch nur gelegentlich nach. Was mich noch stört, ist der fehlende Wäschegegenklett.

zurückgefalteter Rücken

So, genug gemeckert. Waschen lässt sie sich wunderbar. Die Überhose ist superschnell trocken. Die einlagige Faltwindel lässt sich zu einem großen Rechteck auseinander falten und ist entsprechend ebenso schnell trocken. Die Saugkraft schätze ich eher durchschnittlich ein. Zwei Stunden sind damit drin, mehr nicht. Aber da man alles mögliche hineinlegen kann, bedarf es hier keiner großen Kritik. Preislich ist die Green Line der Hit, insbesondere wenn man bedenkt, dass es sich hier ja nicht um ein Massenprodukt handelt. Die Überhose kostet umgerechnet 12,50€, die Einlage kostet 5,90€. Zusammen ist es also eine Windel für ca. 18,40€. Wenn man bedenkt, dass man die Überhose meistens mehrfach verwenden kann, rechnet sich das. Zu kaufen gibt es sie nur beim Hersteller.

So sieht also meine aktuelle Bewertung aus:

Design: 5/5
Praktikabilität: 3/5
Passform: 3/5
Saugkraft: 3/5
Waschen und Trocknen: 5/5, 5/5
Preis: 5/5
Gesamturteil: 4,1/5

Gar nicht so schlecht, dafür dass sie beim Wickeln nicht die erste Wahl ist. Und trotzdem juckt es mich immer wieder in den Fingern, wenn ich die neuen Prints sehe, die demnächst wieder vernäht werden…