Letzten Freitag ging eine News-Lawine über die Sozialen Netze, denn TotsBots hat eine neue EasyFit-Version sowie Überhose auf den Markt geschmissen. TotsBots gehört ja eh schon zu den erfolgreichsten Windelmarken in Europa und macht sich mit den Sonderprints gerade bei Sammlern ganz beliebt. Was mir an der letzten Version (V3) noch nicht ganz geheuer war, nämlich die Saugkraft des dünnen Minkees, ist jetzt mit einer „BOB“-Konstruktion vielversprechend gelöst worden. „BOB“ steht für „Best of Both“ und bezieht sich auf die Wahl der Materialien: Baumwoll-Viskose-Gemisch für die gut speichernde Saugkraft und Hautfreundlichkeit; Mikrofaser für die schnelle Saugkraft und Trockeneigenschaft. Die Stretchy Wrap ist superweich und dehnbar. Mit dabei: eine BOB-Saugeinlage. Die besten Stoffwindeln haben mir die beiden Modelle zum Testen zur Verfügung gestellt. Mehr dazu gibt es in ein paar Tagen.
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Buchrezension: Ausgewickelt von Caroline Oblasser und Sigrun Eder
Ich schrieb ja schon im Trainer-Artikel, dass der Gang zur Toilette oder zum Töpfchen immer mehr ein Thema wird. Just in dieser Zeit schrieb mich Caroline Oblasser an, ob ich nicht Lust hätte, ihr neues Buch zu rezensieren. Was für ein Timing! Das heißt, ich brauche nicht nur zu erzählen, wie ich das Buch theoretisch so finde, sondern ich kann auch tatsächlich hands-on austesten, ob es was taugt.
Also, zuerst einmal eine Klarstellung. Es ist zwar schön für mich, dass ich als Stoffwicklerin in den Genuss des Buches komme, aber mit Stoffwickeln hat es an sich nicht viel zu tun. Das Buch ist also für all jene gedacht, die bislang ihr Kind gewickelt haben, egal ob in Stoff oder Plastik und egal wie alt. Es ist ganz klar strukturiert. Vorab eine kleine historische und biologische Abhandlung und dann eine Dreiteilung in die Phasen Vorbereitung („Ja-ich-will-Phase“), Beobachtung („Entdeckerphase“), Praxis („Gewinnerphase“).
Nun, ich möchte hier jetzt keine Inhaltsanalyse hinlegen. Ich möchte euch viel lieber erzählen, wie hilfreich (oder auch nicht hilfreich) das Buch in den letzten Wochen für uns war. Dafür muss ich wohl etwas weiter ausholen. Seit mindestens einem Jahr sagt unsere Tochter (nun 34 Monate alt) schon vor dem großen Geschäft an, dass sie muss. Mit dem kleinen Geschäft ist es ungefähr seit einem Vierteljahr so. Wenn man sie aber fragte, ob sie aufs Töpfchen oder auf die Toilette will, dann sagte sie so gut wie immer „Nein, in die Windel“. Ein Töpfchen haben wir seit nunmehr anderthalb Jahren im Haus. Eine Klobrille mit Sitzverkleinerung (diese doppelten Dinger), seit ungefähr einem dreiviertel Jahr. [quote float=“left“]Du brauchst glaubwürdige Argumente, um die Aufmerksamkeit deines Kindes auf die Alternativen zum Hosenklo zu lenken.[/quote] Sie kennt alles, sie weiß, was sie damit machen soll, sie hat sich in all den Monaten gelegentlich mit und ohne Kleidung darauf gesetzt und sogar hin und wieder was (rein)gemacht. Aber so wirklichen Drive gab es da nie.
Und jetzt sage ich mal, was sich durch das Buch verändert hat. Ich habe immer gedacht, dass keinen Druck zu machen gleichzusetzen ist mit keinen Einfluss zu nehmen. Ich dachte, sie wird schon irgendwann von selbst sagen „Ich will jetzt aufs Töpfchen“. Mag sein, dass es bei anderen so funktioniert. Ich schätze, in unserem Fall würde das Töpfchen niemals entsprechend hohe Priorität erlangen. Aber Druck ausüben wollte ich auch nicht. Ich habe also angeregt durch das Buch erst einmal folgendes gemacht: Ich habe mir mit ihr gemeinsam ein neues Töpfchen ausgesucht. Einmal, weil ich das alte sowieso schrecklich zum Reinigen fand, und dann weil ich hoffte, dass dies die Aufmerksamkeit erhöht. Sie war dann auch ganz aufgeregt, als es dann kam. Hat sich gleich drauf gesetzt, für gut befunden… und dann wieder vergessen. Es brauchte also noch einen Teaser.
[quote float=“right“]Lass dir für den Einschlafpiesler eine schöne Klo- oder Töpfchen-Routine einfallen…[/quote] Dann habe ich mit einer Art Ritual angefangen. Da ihre Windeln nachts jetzt längst nicht mehr so voll sind wie früher (Höschenwindeln sind oft hinten noch trocken), dachte ich mir, setze ich mal abends an. Morgens sind wir ab und zu unter Zeitdruck, deswegen hielt ich das nicht für sinnvoll, da anzufangen. Also: abends vor dem Nachtwickeln und Zähneputzen wird sich noch mal aufs Töpfchen gesetzt. Beim ersten Mal hat sie gerne mitgemacht. Beim zweiten Mal wollte sie schon nicht mehr. Deswegen habe ich sie mit einem Buch gelockt. Sie durfte sich was aussuchen. Das wirkte. Sie saß also auf dem Töpfchen und ich davor mit dem Buch in der Hand. Bis auf einem Mal hat sie jedes Mal mindestens ein paar Tropfen reingemacht. Nun machen wir das so seit ca. zwei Wochen, und es klappt ganz gut. In der Krippe erfahre ich nun auch fast jeden Tag, dass sie dort mindestens ein Mal auf Toilette ging. Ansonsten, so zwischen Krippe und Vor-dem-Schlafen-Gehen möchte sie weder aufs Töpfchen noch auf Toilette, sondern explizit in die Windel. Das ist okay.
[quote float=“left“]Kalte Füße sorgen generell für häufigeren Harndrang, nicht nur nachts, und können gefühlt einen dauernden Pieseldrang erzeugen.[/quote] Denn andere Phasen habe ich noch nicht entdecken können, wie im Buch vorgeschlagen. Wenn sie viel getrunken hat, frage ich sie öfter einmal, aber da kommt immer entweder ein „Nein“ oder „In die Windel“. Morgens ist sie noch relativ lange weiterhin trocken. Sie ist wohl anscheinend keine „Aufwachpieslerin“. Die Kalte-Füße-These finde ich ganz interessant, kann sie allerdings weder bestätigen noch widerlegen. Sie trägt einen Schlafoverall mit offenen Beinen. Nachts hat sie oft so warme Füße, dass sie ihre Socken auszieht. Sie wäre mit dieser Kluft für den alleinigen Töpfchengang gewappnet, denn sie kann sich frei bewegen, und sie kann sich auch alleine an- und ausziehen. Aber so weit sind wir noch nicht. Was ich sonst noch beobachten konnte, ist dass sie eine „Auswärtspieslerin“ ist. Im Café oder in der Bücherei sagt sie gerne mal „Ich muss pullern“, und dann heißt es ab aufs Klo. Lustig. Zu Hause passiert das nicht.
Was hier nicht wie im Buch vorgeschlagen funktioniert, ist dass das Buchlesen bzw. -angucken tatsächlich zum Pinkeln führt. Es ist zwar eine Motivation, sich überhaupt aufs Töpfchen zu setzen, aber gemacht wird grundsätzlich erst danach. Ich muss sogar ganz explizit das Buch beiseite legen, sonst kann sie nicht in sich gehen und loslassen. Anscheinend führt Bücherlesen bei ihr nicht zur Tiefenentspannung.
[quote float=“right“]Schiebe das (…) Granulat zwischen den Fingern hin und her. Fühlt es sich rutschig an? Dann war schon ein Piesler zu Gast.[/quote] Einige Bereiche des Buchs treffen nicht auf uns zu, da wir weder mit Wegwerfwindeln wickeln noch mit dem Auto unterwegs sind. Es ist aber schon ganz kurios, über das Rutschen und Nicht-Rutschen von Superabsorber-Kügelchen zu lesen.
Ansonsten sind wir noch auf dem Weg. Aktuell freundet sie sich mit den Trainern an. Ich werde demnächst davon berichten. Unterwegs und nachts ohne Windeln ist für mich noch weit entfernt. Auch was das große Geschäft angeht, wird es wohl noch ein Weilchen dauern. Aber wer weiß? Vielleicht geht es dann doch schneller als man denkt, jetzt wo der Stein ins Rollen gebracht wurde?
Insgesamt finde ich das Buch unterhaltsam und gut strukturiert. Ich finde es sehr gut, dass nichts von Belohnungssystemen drin steht. Es geht eben im Kern darum, gemeinsam durch Beobachten und Kommunizieren herauszufinden, wie das Kind am besten den Weg zum Töpfchen oder zur Toilette finden kann. Die Tipps sind hilfreich und laden zum Ausprobieren und Reflektieren ein. Ich hätte mir insgesamt weniger dekorierende und mehr erläuternde Illustrationen gewünscht, aber das ist vielleicht auch Geschmackssache. Meine Tochter findet die vielen Herzchen und Häschen und Vögelchen toll.
Das Buch ist insbesondere für diejenigen geeignet, die sich noch nicht so viel mit dem Thema beschäftigt haben und sich vorbereiten möchten. Es ist kein erhobener Zeigefinger dabei, und man muss es auch nicht von Anfang bis Ende durchgelesen haben, damit es was taugt.
Snap statt Klett?
Klett hat viele Vorteile, insbesondere die stufenlose Einstellung und unkomplizierte Bedienung gleich einer Wegwerfwindel. Aber Klett verschleißt auch relativ schnell. Unsere Klettwindeln von GroVia ließen sich ca. 2,5 Jahre lang schließen, wurden aber leider immer schwächer. GroVia bietet sogar einen Service an, aus alten Klettwindeln eine Snapwindel zu machen. Das kostet aber natürlich. Eine günstige Alternative ist, es selbst zu tun. Dafür benötigt man lediglich eine KAM Snapzange sowie Snaps. Beides ist für den Gelegenheitsnutzer günstiger bei 1bis3.de erhältlich. In dem Video zeige ich euch, wie die Zange funktioniert und wie ich innerhalb weniger Minuten eine Klett- in eine Snapwindel umfunktioniere.
Trainer
Ich war mir gar nicht mehr sicher, wann wir unsere Tochter auch mal ohne Windeln haben herumlaufen lassen. Und da fiel mir ein, dass ich ungefähr zu der Anfangszeit ein kleines E-Mail-Interview für den 123-windelfrei-Blog gegeben habe. Da habe ich tatsächlich erzählt, dass wir mit 14 Monaten damit angefangen haben. Das ist jetzt… 20 Monate her. Der Grund war ja nie, sie so schnell wie möglich sauber zu kriegen, sondern eigentlich nur, ihr die Möglichkeit zu geben, sich auch mal ohne Windeln bewegen zu können. Wir haben das nie konsequent gemacht. Im Sommer sicherlich öfter als im Winter. Manchmal ging das ein paar Stunden gut, manchmal keine 10 Minuten, bis sie entweder wohin gemacht hat oder einen neuen Schlüppi brauchte. Manchmal wollte sie auch einfach nicht.
Im Herbst habe ich mir zuerst einen Blueberry Trainer angeschafft, weil ich dachte, vielleicht ist sie ja bald soweit – sie konnte ja schon alles vorher ankündigen und die Hose alleine herunter ziehen. Aber es war nicht wirklich beeinflussbar, ob sie nun aufs Klo oder Töpfchen wollte oder nicht. So langsam entwickelt sich nun eine Routine. Mehr darüber werde ich erzählen, wenn ich das Buch „Ausgewickelt“ von Caroline Oblasser und Sigrun Eder rezensiere. Na, jedenfalls kommt der Trainer erst jetzt so langsam zum Einsatz, und ich habe noch zwei weitere im Test. Da oben im Bild seht ihr von links nach rechts die Trainer von: Blueberry, Pop-In, bumGenius Flip. Die Pop-In ist von Michelle von Stoffywelt.de gesponsort.
Ihr werdet also demnächst ein bisschen mehr über Trainer erfahren. Noch bin ich dabei, mir die Vor- und Nachteile zu erschließen. Habt also ein wenig Geduld.
Stoffwindelrat – Wem kann man trauen?
Ich bin die Tage auf diesen Artikel von der wahrscheinlich erfolgreichsten Stoffwindelbloggerin weltweit gestoßen: Cloth Diaper Advice, Can you trust someone with something to gain? : Cloth Diaper Geek. Darin fasst sie verschiedene Typen der Stoffwindelexperten zusammen, und welche Vor- und Nachteile es jeweils bei einem Rat von ihnen gibt.
Es gibt zum einen die erfahrene Stoffwindel-Mutter, die Stoffwindel-Bloggerin, die Interessensgruppe im sozialem Netz und gewerbliche Händler/Produzenten. Insbesondere bricht sie eine Lanze für die letzte Kategorie und räumt mit dem Vorurteil auf, nur profitorientiert beraten zu wollen. Ich stimme ihr da voll und ganz zu bei dem Argument, dass es diesen Leuten ganz besonders wichtig ist, gut und professionell zu beraten, weil alles andere nur schadet. Meine Erfahrung ist, dass da eine große Portion Leidenschaft und Engagement hinter steckt. Und ich stimme ihr auch zu, dass dies oftmals ausgenutzt wird, indem man sich beraten lässt und anschließend die Ware woanders kauft. Da wird man als Gewerbliche natürlich auch hier und da vorsichtig. Ich hoffe, es wird gerade in diesem Geschäft nicht soweit kommen, dass die Leidenschaft versiegt.
[quote float=“right“]Groups can vary from helpful, friendly, and welcoming – to the ‘it’s our way or the highway‘ rules and guidelines.[/quote] Sowohl die einzelne als auch die gebündelte Form der erfahrenen Stoffwindel-Mutter im sozialem Netz birgt halt immer die Gefahr, dass es sich doch nur um individuelle Erfahrungen handelt, die da weiter getragen und als die einzig wahren angesehen werden. Ich empfinde die Schwarmintelligenz als sehr wichtig, wenn es darum geht, Wissen und Erfahrungen zusammenzutragen und zu bündeln. Was ich allerdings auch öfter erlebe, ist dass Ratschläge auch gerne mal gegeben werden, obwohl sie gar nicht auf den eigentlichen Fall zutreffen. Manchmal wird hier Quantität mit Qualität verwechselt. Hier stellt sich die Frage wirklich: Wem kann ich trauen?
Wo ich mich natürlich direkt angesprochen fühle, ist ihre Beschreibung der Bloggerin, die ja im Grunde eine Fortsetzung der erfahrenen Mutter ist. Sie steckt mitten drin in der Community und geht vielleicht auch einen Schritt weiter als nur eigene Erfahrungen niederzuschreiben. Es stimmt, ich verbringe viel Zeit mit Recherche, Lesen, Kommunizieren. Ich sauge die Erfahrungen anderer auf und versuche, sie mit meinen zu koppeln. Ich lese Studien, ja ich versuche sogar chemische Zusammenhänge zu verstehen. Ihr könnt mir glauben, im Blog steht eigentlich nur ein Bruchteil von dem, was ich eigentlich schreiben wöllte!
[quote float=“left“]Anyone can start a blog.[/quote]
Julie kritisiert die Beliebigkeit und pocht darauf, die Texte kritisch zu lesen und auch mal zu schauen, wer dahinter steckt. Wisst ihr, wer hier hinter steckt? Das fände ich ja mal spannend zu erfahren, was ich wohl für einen Eindruck hinterlasse. Wie ich mich selbst lesen würde? Nun, es lässt sich wohl an meinem Schreibstil unschwer erkennen, dass ich eher von der akademischen Sorte bin. Wenn ich schreibe, dann mit Bedacht und selbstkritischem Lektorat. Gefühlsduseliges Muttisprech liegt mir nicht. Das mag dem einen zusprechen, dem anderen weniger. Ist okay. Vielleicht kann man das auch ein bisschen herauslesen. Den Zwiespalt zwischen sachlich-detaillierter Information und dem Wunsch, noch mehr von der menschlichen Seite zu zeigen, ohne sich vollständig im World Wide Web zu offenbaren. Ich hab’s noch nicht raus, wie ihr seht. Und doch hoffe ich, dass es genügt, um sich ein grobes Bild zu machen von der, „die dahinter steckt“.
Als ich mit dem Bloggen anfing, hatte ich im Hinterkopf die Idee, daraus vielleicht einmal einen Shop zu machen (und es soll mir mal eine Bloggerin sagen, dass sie nicht diese Idee irgendwann mal hatte…). Aber mit der Zeit ist mir dann aufgefallen, dass mir das Schreiben wahrscheinlich eher liegt als Reklamationen zu bearbeiten. Und dann braucht es hier ja sowieso genau diese von Julie beschriebenen verschiedenen Typen, um den Stoffwindelmarkt anzukurbeln. Denn es ist doch so. Stoffwindeln stecken in Deutschland wenn überhaupt noch in den Kinderschuhen (bitte nicht wörtlich nehmen). Ich möchte – genau so wie diese leidenschaftlichen und engagierten Frauen, die es uns ermöglichen, Stoffwindeln in Deutschland zu erhalten – dass die Stoffwindel salonfähig wird. Dass sie eine ernstzunehmende Alternative zur Wegwerfwindel ist. Ob damit Geld zu verdienen ist? Die Frage stelle ich mir in letzter Zeit öfter. Ich habe aber für mich entschieden, dass diese Frage nicht an erster Stelle steht. Zuerst muss mehr und richtig informiert werden. Und diese Informationen müssen verbreitet werden bzw. Vorbehalte und Vorurteile müssen aus dem Weg geschafft werden. Und deswegen blogge ich. Was noch? Wir werden sehen. Ideen habe ich viele… Jetzt habt ihr wieder ein bisschen mehr erfahren.
Das war das Wort zum Sonntag.