Die Sache mit dem Waschen…

Wenn man jemandem vom Stoffwickeln erzählt, kommt früher oder später die Frage nach dem Waschen, meistens natürlich mit einem kritischen Unterton. Meine Top 3 der Kritikfragen sind:

  1. Ist der Energie- und Wasserbrauch nicht viel zu hoch?
  2. Ist Waschen nicht total umständlich = zeitaufwändig?
  3. Ist Waschen nicht unhygienisch?

Ich finde diese Fragen durchaus berechtigt und möchte an dieser Stelle mal meine Sichtweise erläutern.

Zu 1) Der Energie- und Wasserverbrauch

Gehen wir mal jetzt davon aus, dass wir die Windeln nur maschinell waschen und nicht trocknen. Aktuell waschen wir die Windeln unserer bald zweijährigen Tochter alle drei Tage. Im ersten Jahr haben wir die meistens bei 40 Grad mit den anderen Klamotten gewaschen. Aber seitdem der Geruch durch das Zahnen schärfer geworden ist, werden sie doch immer bei 60 Grad und dann eher mit Handtüchern etc. gewaschen. Von der Menge her entspricht das einer Oskartonne bzw. einer zu Zweidritteln gefüllte 7kg-Waschmaschine. Ich habe mal einen Online-Rechner angeschmissen. Und dabei kommt raus:

Bei einer Häufigkeit von 2 Wäschen pro Woche (60 Grad, 1 kWh Strom=0,21 €, 1 m³ Wasser+Abwasser=4,20 €, 2 Jahre alte Waschmaschine) verbrauchen wir laut Rechner pro Waschgang ca. 0,94 kWh Strom und 47,4 l Wasser bei Kosten von 0,40 €. Da wir ein wasserintensives Programm verwenden (70l), kommen wir auf 0,49 €. Auf’s Jahr gerechnet sind das 98 kWh und 7,28 m³. Das sind 20,58€ für Strom und 30,58€ für Wasser.

Wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Stromverbrauch in einem 3-Personen-Haushalt bei 4246 kWh (Quelle: musterhaushalt.de) und der Wasserverbrauch bei 139,2 m³ (Quelle: sparhaushalt.com) beträgt, macht das glaub ich einen relativ kleinen Anteil aus. Zum Vergleich: Eine einzelne 60W-Glühbirne, die täglich 2 Stunden lang an ist, verbraucht 43,8 kWh, also 9,20 € im Jahr, also bereits fast die Hälfte aller Waschgänge. Eine 9-l-Toilettenspülung, die täglich 3 Mal betätigt wird, verbraucht 9,86 m³, also 41,41 € im Jahr, also ein Drittel mehr als alle Waschgänge!

Sicherlich, würden wir bei 40 Grad waschen, sparten wir noch mehr Energie. Aber da drängt sich die dritte Frage in den Vordergrund. Dazu gleich mehr.

Zu 2) Umstand / Zeitaufwand

Ich weiß auch nicht, was die Frage soll. Ich meine, es gibt Leute, die saugen drei Mal am Tag die ganze Bude. Andere putzen zwei Mal die Woche ihre Fenster. Hier wird halt zwei Mal die Woche mehr gewaschen. Ich denke, es ist einfach eine Frage der Routine. Ich würde das jetzt nicht als Umstand bezeichnen. Klar, hier kommt oft mal der Ausruf „Schon wieder?“, wenn’s um Windeln waschen geht. Aber das ist eher spaßig gemeint. Ich mein, ich beschwer mich auch nicht, dass meine Unterwäsche ständig gewaschen werden muss 😉

Es gibt auch viele Theorien rund ums Windeln waschen. Mit oder ohne Vorwäsche? Zusätzlich Wasser hinzu kippen? Waschmittel mit oder ohne Zusätze? Ja, welches Waschmittel überhaupt? Nun ja, wir machen es so:

  • Windeln in die Waschmaschine (Ja, wirklich! So viel Aufwand muss sein.)
  • Waschmittel ins Fach (Wir benutzen selbst angerührtes nach diesem Rezept.)
  • Sauerstoffbleiche dazu
  • 60 Grad Hygieneprogramm einstellen (Tastensperre nicht vergessen!)
  • 2,5 Stunden warten
  • Windeln aufhängen

Das Hygieneprogramm unserer Waschmaschine bewirkt, dass es noch zwei weitere Spülgänge gibt. Das heißt, sowohl Urin als auch Waschmittelreste werden mehrmals ausgespült. Andere machen es mit mehr Wasser. Ich finde, eine höhere Anzahl an Spülgängen hat den gleichen Effekt.

Meiner Meinung nach reicht das selbst hergestellte Waschmittel vollkommen aus. Empfehlenswert sind aber auch ökologische Waschmittel, die auf Duftstoffe, Bleichmittel und Enzyme verzichten. Meine Windeln müssen nicht strahlend weiß werden, was es ja nur seit der Werbung eines konventionellen Waschpulvers gibt. Um das mal klar zu stellen: ein strahlendes Weiß ist eigentlich eine optische Täuschung. Der Stoff wird mit Aufhellern belegt, um sich ultraviolettes Licht zunutze zu machen. Es wird blaues Licht reflektiert, welches in Verbindung mit dem eher gelblichen erscheinenden Stoff ein strahlendes Weiß ergibt (Quelle: seilnacht.com). Optische Aufheller sind außerdem biologisch schwer abbaubar (Quelle: umweltbundesamt.de).

Darüber hinaus wird empfohlen, darauf zu achten, dass die oben genannten Inhaltsstoffe, die in der Regel in konventionellen Waschmitteln enthalten sind, nicht zur Windelwäsche verwendet werden. Einerseits, um den Stoff zu schonen, andererseits, um zu verhindern, dass mögliche Waschmittelreste in dem feuchtwarmen Milieu an die Babyhaut übertragen werden. Insbesondere Duftstoffe können Allergien auslösen. Die Verwendung von ökologischen Waschmitteln ist also nicht nur gut für die Umwelt sondern auch für die Gesundheit.

Zu 3) Hygiene

Früher hat man Windeln ausgekocht. Heute weiß man, dass das nicht nötig ist, denn die meisten Mikroorganismen, die in der Wäsche leben, sind ungefährlich. Sogar bei einer Grippe, Magen-Darm-Erkrankung oder einem Pilz reichen 60 Grad und ein Bleichmittel vollkommen aus, um die meisten Keime abzutöten. Noch besser ist es sogar, die Wäsche dem Sonnenlicht auszusetzen. Wichtig ist es jedenfalls, die Waschmaschine regelmäßig zu reinigen, weil sich dort gerade bei niedrigen Temperaturen gern was festsetzen kann (Quelle: ndr.de).

So viel also zum Waschen. Den Aspekt Umwelt habe ich im zweiten Punkt nur knapp angerissen. Sicherlich macht es hier einen erheblichen Unterschied, bei welchen Temperaturen gewaschen wird (hoher CO2-Ausstoß bei hohen Temperaturen) und welches Waschmittel verwendet wird (hohe Wasserverschmutzung bei konventionellem Waschmittel). Vielleicht gibt es dazu ja mal einen weiteren Artikel. Spannend ist das Thema auf jeden Fall.

So. Jetzt muss ich mal die Seite mit dem Kostenvergleich überarbeiten. Ich glaube, ich habe da mit anderen Zahlen gearbeitet…

14 Gedanken zu „Die Sache mit dem Waschen…“

  1. „Ich würde das jetzt nicht als Umstand bezeichnen.“

    Liegt wohl daran, dass Dein Mann die Windeln meistens aufhängt und abnimmt.

  2. Danke für die Tipps. Ich benutze das GroVia Hybris System und nehme nie Bleiche, da in den Windeln ausdrücklich steht keine Bleiche zu verwenden. Ist Sauerstoffbleiche da anders als normale Bleiche? LG Katrin

    1. Hallo Katrin,

      Ja, mit Bleiche ist in der Regel Chlorbleiche gemeint. Die solltest du NICHT verwenden. Sauerstoffbleiche in Ökoqualität ist kein Problem.

  3. Hallo, ich finde es gibt viele Möglichkeiten um die Energie Bilanz der Stoffwindelei noch zu verbessern. Wir nehmen Regenwasser (aus der Kanne durch das Spülmittelfach), waschen mit anderer 60 Gradwäsche, haben Ökostrom, Ökowaschmittel, nur alle paar Male ein Öko- Bleichmittel, halten das Baby öfter ab, haben gebrauchte Windeln hauptsächlich aus Biobaumwolle,… da gibts bestimmt noch mehr Aspekte.
    Grüße Nadine

    1. Hallo Nadine,

      ja, da hast du vollkommen Recht. Es gibt sehr viele Möglichkeiten. Ich finde es aber auch wichtig, dass man sich dabei immer noch wohlfühlen kann. Jede(r) so viel, wie er/sie kann. Toll, dass du dir so viele Gedanken machst!

      Viele Grüße
      Thu

  4. Punkt 1 wird noch anschaulicher, wenn man bei der Überlegung Energie und Wasserverbrauch bei der Herstellung einer www (und bei der Entsorgung) zum Vergleichen verwendet.

  5. Ich fänds spannend, deine/ eure Erfahrungen zum Waschen zu lesen – welches „normale“ Waschmittel nehmt ihr? Ich hab noch keins ohne Seife und Enzyme gefunden, aber mit Frosch gehts seit nem halben Jahr ganz gut, hab jedenfalls nicht den Eindruck, dass das bisher den Windeln geschadet hat. Und sonst? Mit der Hand das Gröbste rauswaschen oder nicht? Hygienespüler dazu, manchmal oder nie?

    1. Ich nehme nie Hygienespüler für die Windeln, ich denke 60°C schafft wohl die meisten Keime in Zusammenarbeit mit dem Waschmittel. Habe schon gelesen, dass man danach mehrmals ohne Waschmittel waschen soll bis der Spüler auch wirklich raus ist und die Saugkraft wieder hergestellt ist, das ist mir zu heikel.

      Bisher habe ich Ulrich natürlich, TotsBots Potion und Rockin Green verwendet. Optisches Ergebnis war eigentlich immer gleich. Vom Geruch her und so vom Gefühl her gefällt mir das Rockin Green am Besten, davon nehme ich so wenig, dass es im Endeffekt auch nicht teurer ist als das Potion.

      Per Hand mach ich nur die Muttermilch-„Stückchen“ mit kaltem Wasser raus. Hänge die Windeln immer auf den Wäscheständer und stelle ihn auf den Balkon. Selbst bei grauem Wetter hat bei mir das UV-Licht immer gereicht um die Windeln wieder weiß zu bekommen. Hab ich ja vorher nicht geglaubt, aber die Flecken verschwinden wirklich wie durch Zauberhand.

      „Normales“ Waschmittel will ich mal das Ecover ausprobieren und Billes WaMi nachmischen. 🙂

      LG
      Steffi

      PS: Ein paar Fragen hätte ich auch noch, überall steht keine Waschmittel auf Seifenbasis. Was ist denn dann mit Ulrich natürlich? Und wie sieht es mit ImseVimse Fleckenseife zum Vorbehandeln aus? Oder gar mit Gallseife (Bambus ist klar, das darf nicht)?

  6. Danke für die vielen Infos/ Bilder! Wir wollen unser 1. Baby ( Et 4.12.) unbedingt mit Stoff wickeln.
    Habe schon etliches gekauft , gestern Zutaten fürs “ eigene Waschmittel “ wascht Ihr damit nur Windeln oder auch anderes? Kann in eine Trommel Windeln noch andere Wäsche mit rein??
    VG Mila

    1. Hallo Mila,

      wir waschen alles damit. Bei weißer Wäsche muss man auf jeden Fall Bleichmittel mit dazu tun, und dazu geht auch ein bisschen Wäscheduft.

      In den ersten Monaten haben wir die Windeln auch mit normaler Wäsche zusammen gewaschen, da Muttermilchstuhl sich sehr leicht aus der Wäsche löst. Später haben wir damit aufgehört, da die Windeln dann mit Urin vollgesogen sind und Raum brauchen, um ausgespült zu werden. Da sollte die Waschmaschine nicht mehr so vollgestopft werden.

      Wünsche noch eine schöne Restkugelzeit!

      Viele Grüße
      Thu

  7. Hallo,

    tolle Website mit sehr viel nützlicher Information! Ich bin begeistert 🙂 Und nun Stoffwindel-Einsteigerin.

    Zum Thema Waschen: ihr wascht die Windeln also mit 60 Grad. Das würde ich auch gerne machen, zumindest ab und zu, denn 40 Grad ist mir da einfach doch zu unhygienisch. Allerdings dürfen viele von den Teilen, die ich schon habe, eigentlich lt. Hersteller nur bei 40 Grad gewaschen werden (gPouch, Einlagen der gDiaper, die gesamte Manufakturwindel…). Daher bin ich jetzt unsicher, was ich machen soll…
    Wascht ihr die genannten Windeln bzw. deren Teile dann einfach auch bei 60 mit, oder?

    1. Hallo Almette,

      vielen Dank!

      Wir waschen alles bei 60 Grad. Dass die meisten Windelhersteller 40 Grad angeben ist sicherlich eine Absicherung bei Garantiefällen. Gerade bei mehrteiligen Systemen wie der gDiaper oder Manufakturwindel werden die Teile, die offiziell bei 40 Grad gewaschen werden sollen (Außenwindeln), auch insgesamt weniger gewaschen, von daher ist der Verschleiß durch hohe Waschtemperaturen sicherlich nicht hoch. Andererseits kannst du gerade diese Teile einfach von der Windelwäsche trennen und bei 40 Grad waschen. Dass die Stoffe übermäßig schrumpfen (außer Einlagen, bei denen dies beabsichtigt ist), verschleißen oder sich die PUL-Schicht löst, konnte ich bei noch keiner Windel beobachten.

      Viel Spaß beim Einsteigen 😉

      Viele Grüße
      Thu

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